Die Goldene Brille – Erfahrungen mit einem Kraft-Symbol

Vor den Sommerferien diesen Jahres habe ich mit dem Team einer Kita gearbeitet. Im Rahmen dieser 3-tägigen Inhouse-Schulung ging es um das Thema »Resilienz« und Möglichkeiten zu deren Stärkung bei Kindern und Eltern.

Foto: goldene BrilleGegen Ende des 2. Tages stellte ich dem Team sehr konkrete Möglichkeiten vor, die wertvolle Impulse für die Arbeit mit Eltern sein könnten. Dazu gehörte unter anderem auch die »Goldene Brille«. Ich zeigte den Erzieher*innen eine goldene Brille und erläuterte, dass es dabei bewusst nicht um eine rosarote Brille ginge, die Dinge gerne verschleiert, sondern um den warmen, wertschätzenden Blick auf das Kind. Dieser Impuls könne durchaus helfen, aus einer Spirale der genervt-kritischen Haltung herauszukommen und wieder einen guten Zugang, eine wohlwollende Sicht auf das Kind und die Situation zu bekommen.

Etwa 7 Wochen später war unser 3. Termin, der sogenannte Follow-Up-Tag. In der Einstiegsrunde berichteten 2 Erzieherinnen, dass sie eine ebenso berührende wie besondere Erfahrung mit der »Goldenen Brille« gemacht hatten:

Vor der Sommerpause hatte sich die Situation mit einem Kind und dessen Eltern sehr zugespitzt. Das Kind reagierte in Bring- und Abholsituationen zunehmend mit anhaltenden Schrei-Anfällen, mit denen die Eltern nur hilf- und ratlos umgehen konnten. Im Gespräch überreichten die Erzieherinnen den Eltern eine goldene Brille mit der Anregung, diese daheim wirklich einmal aufzusetzen und das Kind bewusst mit einem goldenen, wertschätzenden Blick zu betrachten, seine Kompetenzen und Fähigkeiten somit neu wahrzunehmen, sich gezielt darauf zu fokussieren.

Bereits während dieses Gespräches reagierten die Eltern sehr berührt und dankbar, ein zentrales Thema schien angestoßen worden zu sein … In einem Brief der Mutter sowie während eines Gespräches eine Weile später berichteten die Eltern, dass ihnen die goldene Brille die Augen geöffnet und einen Wendepunkt gebracht hatte:

In dem eisernen Entschluss, Dinge aus der eigenen Kindheit nicht zu wiederholen, hatte die Mutter Klarheit und Konsequenz verloren und es war ihr kaum noch möglich, wirklich in einen guten Kontakt zu ihrem Kind zu kommen.

Mich hat dieser Erfahrungsbericht persönlich sehr gefreut und bereichert; wieder einmal mehr hat er gezeigt, wie wertvoll gute, konkrete Impulse sein können, insbesondere dann, wenn sie eingebettet sind in eine wertschätzende Begegnung, in die wertschätzende Arbeit mit Eltern.

Ich wünsche Ihnen viele »goldene Momente« und sende herzliche Adventsgrüße.