In einem Gespräch mit Bianca Niermann – Sie erinnern sich: Sie bietet Schlafcoaching an – fiel neulich der Begriff »Engelskreis«. Interessiert fragte ich nach und sie erzählte, dies sei in ihrer Arbeit ein absolut gängiger Begriff – ich hatte ihn noch nie zuvor gehört.

Ich kannte natürlich den »Teufelskreis«: Eine sich verstärkende, negative Spirale abwärts, aus der es anscheinend kein Entrinnen gibt. Hier braucht es zuweilen gute Unterstützung, um die Dynamik zu unterbrechen!

Der Engelskreis meint hingegen einen Prozess positiver Verstärkung: In der Säuglingsforschung beschreibt der Begriff die Unterstützung des Säuglings durch die Eltern: Sie gleichen aus, was das Baby noch nicht kann, dieses fühlt sich gehalten, geborgen, beruhigt und wahrgenommen und erfährt so Selbstwirksamkeit und -regulation. Dadurch bekommen die Eltern ein positives Feedback, dies stärkt ihr Selbstvertrauen und die eigene Kompetenz.

Wenn ich im Religionsunterricht mit Kindern über Engel spreche, gibt es zum einen nie den Hauch eines Zweifels, dass es Engel gibt! Zum anderen haben alle gemalten Engel eine frohe und warme Ausstrahlung. Ein »Engelskreis« hat demnach wohl wirklich eine richtig gute, verstärkende Energie!

Nicht nur für Säuglinge ist das Bild des Engelskreises hilfreich und kraftvoll: Eine Erziehung, die Kinder in ihrer Resilienz stärkt, ermöglicht Erfahrungen des Gehalten-Seins, der Kontakt ist unter anderem von Akzeptanz, Zuversicht und Lösungsorientierung geprägt. Wird dies authentisch vorgelebt und an Kinder weitergegeben, gehen diese in Resonanz und beeinflussen damit auch die Resilienz der Eltern in positiver Weise. So kann eine »Dynamik der Resilienz« entstehen, ein sich gegenseitig, positiv beeinflussendes Wechselspiel, ein Engelskreis – man könnte auch sagen: Familienresilienz.