Wofür ich meinem Vater dankbar bin
Ich bin dankbar dafür, dass mein Vater mir gezeigt hat, wie man großzügig ist.
Ich bin dankbar für seine Fähigkeit, über sich selbst zu lachen und für die absolute Souveränität, die er ausgestrahlt hat. Außerdem bin ich ihm dankbar für die Beatles, Dean Martin und Brenda Lee, die ich ohne ihn nicht so gut kennen gelernt hätte. Aber am meisten bin ich ihm dafür dankbar, dass ich mich in seiner Gegenwart immer sicher gefühlt habe, als ob mir nichts passieren könnte. Ich hätte mir gewünscht, dass er bei dem Krebs nicht aufgegeben hätte.
Dankbar bin ich dafür, dass mein Vater immer an mich geglaubt und das Gute in mir gesehen hat und ich auf seine Unterstützung zählen konnte, wenn es darauf ankam. Und dafür, dass seine Familie bei ihm immer an erster Stelle stand. Mehr von ihm gewünscht hätte ich mir, dass er öfter seine Komfortzone verlässt und sich auf Sichtweisen und Erfahrungen einlässt, die ihm fremd oder vielleicht sogar suspekt sind. Und dass er immer mal wieder auch über sich selbst lachen kann. Ganz bestimmt werde ich alles, wofür ich dankbar bin, versuchen zu übernehmen. Ich glaube, die Dinge, die ich übernehme, sind am Ende viel zahlreicher, als mir bewusst ist.
Meine Beziehung zu meinem Vater war auf gewisse Weise nicht wirklich existent, nicht fühlbar. In meinen Erinnerungen arbeitete er zunächst sehr viel, dann wurde er Alkoholiker und diese Zeit mündete in eine Depression. Dennoch: Dankbar bin ich ihm dafür, dass er sich trotz allem an meinem Werdegang gefreut hat, an Schritten, die ich in meinem Leben ging, und er hat meine Entscheidungen des Abgrenzens von ihm immer akzeptiert. Gewünscht hätte ich mir sein Da-Sein und seinen Zuspruch im Sinne von: Mädchen, Du machst das schon! Heute sage zu meinen erwachsenen Töchtern immer wieder mal: Du machst das schon! Ich weiß sehr gut, wie wichtig das ist.
Ich bin meinem Vater dankbar für die Liebe und die offensichtliche Freude, mit der er die ersten Jahre meiner Kindheit begleitet hat. An seinen langen Arbeitstagen war er selten vor 18 Uhr zuhause. Dann – und natürlich auch an den Wochenenden – gab er mir das Gefühl, dass er seine Freizeit sehr gern mit mir teilte. Ich war ihm nie lästig und verbrachte viele Stunden mit ihm im Garten oder in der Werkstatt im Keller, wo er mich in seine Arbeiten einbezog, mir viele handwerkliche Techniken beibrachte und dabei mit mir sprach: Alltägliches, Ernstes, Wesentliches, Lustiges … Mein Vater genoss es, »Quatsch« zu machen – in Wortspiele, Witze, Reime konnten wir uns richtiggehend reinsteigern. Wir hatten ziemlich viel Spaß! Später verdunkelten Beziehungsprobleme meiner Eltern zunehmend die Atmosphäre in meinem Zuhause. Die Freude am Spaßmachen und Werkeln ist jedoch bis heute in mir lebendig geblieben.